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10 Dinge, die Astrid Lindgren mich gelehrt hat

14. Juli 2016

©Jacob Forsell/Saltkråkan AB

Wenn ich von Astrid Lindgren spreche, löst es bei dir bestimmt sofort ein Gefühl aus und führt dir bestimmte Bilder vor Augen. Ein rotes Schwedenhäuschen, Michels verschmitztes Lächeln, Ferien auf Saltkrokan, Karlsson auf dem Dach, eine bunte Villa, eine dreckverschmiertes Ronjagesicht, Trotz von Lotta aus der Krachmacherstraße, …

Ich selbst habe Astrid Lindgren gelesen, als Hörspiel gehört, im Fernsehen und ihm Theater angeguckt, die volle Dröhnung. Ihre Geschichten sind so wunderbar.

Wenn ich mich heute damit beschäftige, lerne ich noch Vieles dazu und merke Astrid Lindgren war ihrer Zeit extrem voraus. Ihre Literatur markierte eine Wende im Umgang mit Kindern. Zehn Dinge, die mich begeistern und inspirieren.

1. Klassische Erziehung ist Quatsch  

Die Promifigur: Pippi Langstrumpf
Der Hype ist ungebrochen, Pippi hat Millionen Kinderherzen erreicht und ja: Sie ist einfach eine coole Socke.
Als Kind fand ich Pippis Leben einfach nur toll, Schlafen wann man will, Süßigkeiten noch und nöcher, ein Pferd auf der Veranda, keine Schule,… Ich war ungefähr jedes zweite Fasching als Pippi Langstrumpf verkleidet.

Die Botschaft des Buches die mich heute erreicht: Pippilotta Viktualia Rollgardina Schokominza Efraimstochter Langstrumpf muss nicht erzogen werden!
An Kindern rumzuerziehen und so zu tun als wüssten wir Erwachsene was denn Bitteschön alles richtig und falsch ist, war schon damals genauso falsch wie heute. Und das macht uns Astrid Lindgren eindrücklich, bunt und mit viel Herz deutlich!

2. Kinder tragen eigene und wichtige Werte in sich

Pippi ist das stärkste Mädchen der Welt und sie macht was ihr gefällt.
Und obwohl sie keiner erzieht, ist sie emphatisch und mitfühlend, sie ist selbstbewusst und gerecht, nicht nachtragend und geduldig, offen und menschenzugewandt.

Ist es nicht das, was tagein tagaus versucht wird, unseren Kindern in unseren Bildungseinrichtungen zu vermitteln?
Die Erwachsenen wollen Pippi trotzdem ständig erziehen und ihr klar machen, so kann ein Kind nicht leben.
Pippi wimmelt Tante Prusseliese ab, sogar die Polizei und hält sich regelmäßig die Gauner vom Hals. Ganz ohne Präventionsgrogramm.

Großwerden. Nein, darum muss man sich wirklich nicht reißen. Große Menschen haben niemals etwas Lustiges. Sie haben nur einen Haufen langweilige Arbeit und komische Kleider und Kommunalsteuern.“ Pippi Langstrumpf

Pippi erschien zu einer Zeit (1945) als Erziehung sehr groß geschrieben wurde und bedeutete, den Willen des Kindes zu brechen. Gewalt, Demütigungen, Strafen und Schimpfen waren die Methoden dieser Zeit. Es ging um eine auf Macht basierende Erziehung.

Astrid Lindgren selbst hat in einem Interview mal gesagt: „… Wenn Pippi übrigens jemals eine Funktion gehabt hat, außer zu unterhalten, dann war es die, zu zeigen, daß man Macht haben kann und sie nicht mißbraucht, und das ist wohl das Schwerste, was es im Leben gibt.“

3. Wir müssen liebevolle Achtung voreinander haben Oder: keine Erziehung heißt nicht Anti-Autoritär

Alle die nun dachten, es gehe ihr um Anti-Autorität nahm sie den Wind aus den Segeln und brachte auf den Punkt, worum es eigentlich geht: „Freie und unautoritäre Erziehung bedeutet nicht, dass man Kinder sich selbst überlässt, dass sie tun und lassen dürfen, was sie wollen.

Es bedeutet nicht, dass sie ohne Normen aufwachsen sollen, was sie selber übrigens gar nicht wünschen. Ganz gewiss sollen Kinder Achtung vor ihren Eltern haben, aber ganz gewiss sollen Eltern auch Achtung vor ihren Kindern haben, und niemals dürfen sie ihre natürliche Überlegenheit missbrauchen. Liebevolle Achtung voreinander, das möchte man allen Eltern und Kindern wünschen.“ *

Diese Worte berühren mich tief, besonders wenn ich mir klar mache aus welcher Zeit sie stammen. Ich kann kaum glauben, dass Pippi Langstrumpf 1945 geschrieben wurde und sehr viele Erzieher*innen und Pädagog*innen heute -70 Jahre später- immer noch so tun als wären Demütigung und Strafen eine Möglichkeit zu erziehen.

© Jacob Forsell

© Jacob Forsell/Saltkråkan AB

4. Warum gewaltfreie Erziehung etwas mit der Zukunft und dem Frieden unserer Welt zu tun hat

Bei der Verleihung des Friedenspreises fand Astrid Lindgren sehr klare Worte zum Thema Gewalt gegenüber Kindern. Auch diese Worte gewinnen neu an Gewicht, wenn wir die Welt anschauen und Frieden nur vergeblich suchen. Ich zitiere aus ihrer Rede*:

„Die jetzt Kinder sind, werden ja einst die Geschäfte unserer Welt übernehmen, sofern dann noch etwas von ihr übrig ist. Sie sind es, die über Krieg und Frieden bestimmen werden und darüber, in was für einer Gesellschaft sie leben wollen. In einer, wo die Gewalt nur ständig weiterwächst, oder in einer, wo die Menschen in Frieden und Eintracht miteinander leben.

Es sind immer auch einzelne Menschen, die die Geschichte der Welt bestimmen. Warum aber waren denn nicht alle gut und besonnen? Warum gibt es so viele, die nur Gewalt wollten und nach Macht strebten? Waren einige von Natur aus böse? Das konnte ich damals nicht glauben, und ich glaube es auch heute nicht.

Goethe Zitat

hat Goethe einmal gesagt, und dann muss es wohl wahr sein.

Ein Kind, das von seinen Eltern liebevoll behandelt wird und das seine Eltern liebt, gewinnt dadurch ein liebevolles Verhältnis zu seiner Umwelt und bewahrt diese Grundeinstellung sein Leben lang. Und das ist auch dann gut, wenn das Kind später nicht zu denen gehört, die das Schicksal der Welt lenken.
Sollte das Kind aber wider Erwarten eines Tages doch zu diesen Mächtigen gehören, dann ist es für uns alle ein Glück, wenn seine Grundhaltung durch Liebe geprägt worden ist und nicht durch Gewalt.
Auch künftige Staatsmänner und Politiker werden zu Charakteren geformt, noch bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben – das ist erschreckend, aber es ist wahr.

… in keinem neugeborenen Kind schlummert ein Samenkorn, aus dem zwangsläufig Gutes oder Böses sprießt. Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist, oder aber dies nicht tun.“ *

Deutschland hat erst 2000 das Gesetz zur gewaltfreien Erziehung verabschiedet. Diese Rede hat Astrid Lindgren 1978 gehalten.

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Was mich die Protagonisten*innen ihrer Geschichten gelehrt haben und ich im Job-Alltag umsetzen möchte:

5. Ich will Michel seine Kreativität und Lebendigkeit zugestehen

Und nicht wie die Erwachsenen in der Geschichte mit Verständnislosigkeit, Ungeduld und Strafen reagieren. (Ich habe schon als Kind mit Michel gelitten. Aber wie Kinder so sind, er macht das Allerbeste draus und wendet sogar noch die Strafe seiner U-Haft im Schuppen in geschnitzten Figuren um.)

6. Ich will Anika dabei helfen, dass sie sie selbst sein darf

Ihr ihre Angst nehmen und sie auf Bäume klettern lassen ohne die Angst, dass ich meine Aufsichtspflicht vernachlässige.

Sei frech, seid wild

7. Ich will wie Pippi manchmal einfach in den Tag leben

…mal sehen worauf wir (Kinder und Team) so Lust haben und es dann einfach machen.

8. Ich will Lotta ihre Autonomie zugestehen

…und ihre Wutanfälle – wissend um deren entwicklungspsychologische Wichtigkeit – aushalten.

9. Ich will mit Ronja Räubertochter die Natur erkunden

Denn nichts setzt mehr Kreativität und Lernlust frei als die Natur.

10. Aktive und sehr lebendige Kinder brauchen keine Medikamente!

Pippi, Michel und Lotta, viele von ihnen sind heute in Behandlung, sie bekommen Medikamente, sind in Therapie oder beim Anti-Aggressionstraining. Viele Kinder gehören da aber nicht hin. Natürlich gibt es Kinder mit Verhaltens-Besonderheiten, die besondere Förderung und Unterstützung brauchen. Aber Pippi, Lotta, Michel & Co nicht. Sie sind einfach nur Kinder mit ganz normalen kindlichen Bedürfnissen und Äußerungen, die ihren Entwicklungsphasen entsprechen.

Liebe Astrid, ich weiß du hast ganz bewusst für Kinder geschrieben und nicht für uns Erwachsene. Aber ich habe viel von dir gelernt und dafür danke ich dir sehr!!

PS: Ach ja, auch heute noch steht ein gepunktetes Pferd auf der Veranda auf meiner Wunschliste.


Diese und andere Illustrationen findest du in meinem kleinem Shop.  Du unterstützt damit meine Arbeit. 🙂 


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*Niemals Gewalt – Rede zum Friedenspreis –

Diese kleine Buch ist wirklich toll und ich lege es euch wirklich ans Herz, einmal mehr haben mich viele Gedanken darin sehr berührt!! (Affliate Link).


Das Pippi Lied – Achtung absolute Ohrwurm- und Nostalgie-Gefahr!!
Die Schwedische Homepage   

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22 Comments

  • Reply Ama 16. September 2016 at 7:07

    Tief empfundenes Danke für Deinen Text !
    Ich habe es gleich an meine Kolleginnen weiter verteilt.
    Der Gedanke, dass Astrid Lindgren uns im Zusammensein mit Kindern an die Hand nimmt, ist sehr hoffnungsfroh und hilfreich.
    Astrid Lindgren ist eine so positive Persönlichkeit, ihrer heiteren, liebevollen und weisen Art zu begegnen ist heilsam.
    Mein Lieblingbuch ist “ Das entschwundene Land „.
    Und keins ihrer Bücher polarisiert derart in Gesprächen wie “ Karlsson vom Dach “ 😉

    • Reply Anna 16. September 2016 at 19:05

      Liebe Ama,
      ja Astrid Lindgren ist eine wirklich wahnsinnig tolle Persönlichkeit gewesen und ein echtes Vorbild auch für mich!
      Ein schöneres Feedback, als dass du den Artikelan deine Kollegen verteilt hast, hättest du mir nicht geben können! 🙂 Arbeitest du in einer Kita/Schule? Danke und schau gerne öfter hier vorbei ;)!
      Alles Liebe für dich! Anna

  • Reply Sabine 16. September 2016 at 7:33

    Sehr schöner Artikel!!!! Vielleicht sollte ich mit den irgendwo hinhängen um mich manchmal daran zu erinnern was ich eigentlich wirklich mitgeben will… Wenn ich vor lauter „So geht das aber nicht“ das Ziel vor Augen verloren hab. Lustigerweise haben wir gestern tatsächlich den Michel gelesen…. So gut es bei meiner 1,5 Jährigen Pipi eben ging?

    • Reply Anna 16. September 2016 at 19:21

      Liebe Sabine,
      „so geht das aber nicht“-Impulse hab ich auch noch manchmal. Das musste ich mir auch abgewöhnen. Und manche Kollegen denken wohl eher, dass ich eine kleine Meise habe, weil ich vieles erlaube… „Bei Anna dürfen wir“ ist so ein Satz von den Kindern.:) Manchmal ist aber auch ein nein ist (trotzdem) wichtig, das kennst du bestimmt für deiner kleinen Pippi!

      Alles Liebe für dich und Grüße an Pippi

      PS. Du kannst ihn dir ausdrucken und/oder einfach immer mal wieder hier vorbei schauen, ich würd mich freuen :)!

  • Reply Lena 16. September 2016 at 11:55

    Bezüglich Michel möchte ich anmerken dass Michels Mutter Alma immer zu ihm hilft. Sie sagt oft „Michel ist ein lieber Junge“ und verteidigt ihn vor allen anderen. Im Bezug auf den Cholerischen Vater kann sie in ihrer Situation wohl nicht viel tun.

    • Reply Anna 16. September 2016 at 19:29

      Das stimmt liebe Lena.
      Seine Mama war FÜR ihn, was für ein schönes Bild. Danke dass du es nochmal erwähnst!!
      Da kommt Astrid Lindgrens mütterliche Seite zum Ausdruck! 🙂
      Liebste Grüße

  • Reply Dani 17. September 2016 at 22:28

    Meine Tochter heißt Ronja… Nach meinem Lieblings Kinderbuch :-). Sie liebt die Natur und ich freue mich schon, wenn ich ihr endlich das Buch vorlesen kann…. Den oft fragt sie sich warum alle zu ihrer Räubertochter sagen… 😉

  • Reply Verena Zucker 18. September 2016 at 7:43

    Ein sehr schöner Text, ich und mein Mann schmunzeln uns auch immer wieder an, wenn wir Kinder um uns herum erleben und heimlich zu uns sagen, wir sind halt noch in Bullerbü hängen geblieben, und unsere Kinder auch….lediglich der kleine Absatz über die Medikamente löst bei mir ein Unbehangen aus, hat aber wohl damit zu tun, das unsere eine Tochter Ritalin berechtigterweise bekommt, man sich aber immer rechtfertigen muss, sie kst Autist. Doch gerade ihre autistische Welt, lässt es uns leichter fallen, Astrid Lindgren in unsern Allltag zu integrieren.

    • Reply karin 19. September 2016 at 13:40

      Hallo Verena,

      genauso ging es mir auch gerade. Dieses Unbehagen bei der Überschrift, die der Absatz selber dank seiner Relativierung dann aber wieder ein bisschen genommen hat. Leider muss man sich ständig rechtfertigen. Aber ich sehe jeden Tag, dass es unserem Sohn besser geht, dass er einfacher zu sich selbst findet und dabei in keinster Weise ruhiggestellt oder ruhig ist – aber viel mehr in sich ruht und die Möglichkeit hat seine Potentiale auszuschöpfen. Unserer hat ADHS – leider haben viele nicht verstanden, dass es was ganz anderes ist als „nur“ ein lebhaftes Kind, sondern ein Kind, dass unter seinen Problemen der Reiz- und Wahrnehmunsverarbeitung leidet. Gerade unsere besonderen Kinder können von den Ansätzen moderner Erziehung mit ihrer offenen, achtsamen Haltung so sehr profitieren – schade nur, dass genau aus dieser Richtung dann oft auch viele Vorwürfe kommen.

      • Reply Anna 20. September 2016 at 19:16

        Liebe Karin,

        vielen Dank für dein Feedback!! Und ich hoffe, du hast den Vorwurf nicht im Text gehört. Deswegen steht dieser Satz da: „Natürlich gibt es Kinder mit Verhaltens-Besonderheiten, die besondere Förderung und Unterstützung brauchen.“
        Es gibt wunderbare Therapien und Menschen, die Kindern sehr gut helfen und die sie unterstützen und begleiten können. Ich bin auch nicht per se gegen Medikamente! Aber ich habe es (zu) oft erlebt, dass Dinge verschrieben werden, die nicht wirklich „helfen“, sondern Kinder dadurch funktionieren sollen. Das ist nicht kindgerecht und auch nicht kinderwärts :). Denn das Problem steckt dann oft ganz woanders. Ich wünsche mir da Menschen und Kitas/Schulen, die das System ändern und nicht das Kind. Und du schreibst es selbst, eine Reiz- und Wahrnehmungsverarbeitung-„Problematik“ ist etwas anderes als Kinder die einfach, ihrer Natur nach, lebendig und bewegungsfreudig sind und sich an manchem Schultag schwer konzentrieren können. Diese Kinder brauchen keine Medikamente. Bei Kindern deren Verhalten auf existenzielle Bedürfnisse dahinter hindeutet und in Beziehungszusammenhängen und Verhalten der Umwelt begründet ist denke ich auch – sie brauchen keine Medikamente. So viel erstmal dazu, ich würde gerne nochmal ausführlicher etwas zu ADHS schreiben. Ja, ein Thema an dem sich die Geister scheiden.
        Du sagst, dass „unsere besonderen Kinder“ sehr von der offenen und achtsamen Haltung profitieren können. Das sehe ich auch so. Und es tut mir leid, dass du dir Vorwürfe anhören musst. Jedes Kind ist besonders und individuell und ich bin mir sicher, dass ihr euer Kind wunderbar begleitet. Ich danke dir für das Teilen deiner Gedanken!!
        Alles, alles Liebe für dich und euch! Anna

    • Reply Anna 20. September 2016 at 19:29

      Liebe Verena,

      das klingt wunderbar. Bullerbü ist ein Ort, an dem man sein möchte. Deswegen ist doch schön, dass ihr dort „hängen geblieben“ seid 🙂 .
      Ich bin nicht per se gegen Medikamente. Ich habe es schon etwas ausführlicher in einer Antwort zu Karins Kommentar unten geschrieben. Deswegen auch der Satz „Natürlich gibt es Kinder mit Verhaltens-Besonderheiten, die besondere Förderung und Unterstützung brauchen.“ Der war sozusagen genau für euch geschrieben ;). Sich in eurer Situation ständig rechtfertigen zu müssen, stelle ich mir sehr anstrengend vor.
      Ich wünsche euch alles Gute und liebste Grüße nach Bullerbü. 🙂

  • Reply Hej Hanse 18. September 2016 at 22:17

    Danke für den wundervollen Text! Für mich ist Astrid Lindgren eine der Persönlichkeiten, die mich am meisten geprägt hat. Ihre Sicht auf Kindheit, auf das Miteinander von Groß und Klein, auf das Leben – ich liebe ihre Bücher noch heute. Für mich sind es weit mehr als Kinderbücher (auch wenn sie sie für Kinder geschrieben hat), sie wirken weiter… und ich hätte es so schön gefunden, wenn Astrid den Nobelpreis für Literatur bekommen hätte. Liebste Grüße, Ulli

    • Reply Anna 20. September 2016 at 19:44

      Liebe Ulli,

      ja, das geht mir (alles) ganz genau so! Mich berühren ihre Texte immer noch sehr.
      Schön, dass du mal wieder bei mir vorbei geschaut hast, da freu ich mich 🙂 !!
      Alles Liebe, Anna

  • Reply Angelika 20. September 2016 at 15:59

    Liebe Anna,
    Astrid Lindgren, ihre Geschichten, Bücher und ihr grosses Herz für Menschen, Menschlichkeit sind ein großes Vorbild und Ziel – doch bitte keine Verurteilung , Wertung wenn es auch x anders läuft, dann hat es auch seine Gründe / Zwänge – schlechtes Gewissen belastet dann doch zusätzlich! Hat nicht ihr Sohn auch eine Zeit nicht bei ihr gelebt , obwohl er noch sehr klein war? Ist „keine Erziehung „=“laissez faire“ – und ausserdem hat sie gesagt “ Es gibt kein Verbot für alte Weiber auf Bäume zu klettern “ gefällt mir auch sehr gut! !!!

    • Reply Anna 20. September 2016 at 19:38

      Liebe Angelika,

      das stimmt, keine Verurteilung. Das geschieht doch schneller als man es möchte, vor allem wenn man sich selbst „seiner Sache so sicher ist“ und man emotional wird. 😉
      Ja, ihr Sohn hat die ersten Jahre nicht bei ihr gelebt. Daraus entstand wohl auch viel Input für ihre Literatur (habe ich mal zumindest mal gelesen).
      Ich finde es auch super, dass man als „altes Weib“ auf Bäume klettern darf 😉 , mache es aber noch nicht mal als junges Weib. Vielleicht fang ich es doch mal an… Den Kindern erlaube ich es jedenfalls!
      Alles Liebe für DICH! Anna

      • Reply Kraehenmutter 25. Februar 2017 at 8:56

        Liebe Angelika,

        ich habe neulich über die Umstände gelesen, in welchen Astrid Lindgren die ersten Jahre mit ihrem Sohn lebte. Sie war jung, ledig, ohne Job, schwanger, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.
        Einige Zeit kam sie in einem Mütterheim unter, von dort entwickelte sich auch der Kontakt zu einer „Beratungsstelle“ über die sie eine Pflegemutter in Dänemark fand. Sie hat aktiv nach Möglichkeiten gesucht ihn nicht in einem Kinderheim unterbringen zu müssen.
        Die ersten Wochen nach der Geburt hat sie mit ihrem Sohn bei der Pflegefamilie gelebt, dann ist sie nach Stockholm zum Arbeiten gefahren. Von dort hat sie ihn regelmäßig besucht, wann immer es ihr finanziell möglich war.
        Als die Pflegemutter schwer erkrankte, brachte sie ihren Sohn zu ihren Eltern, welche sich eigentlich aufgrund der unehelichen Schwangerschaft von ihr losgesagt hatten, nun aber doch die Pflege übernahmen.
        Sobald sich ihre finanzielle Situation besserte, holte Astrid ihn nach Stockholm, wo er tagsüber unter der Aufsicht ihrer Vermieterin war, während sie arbeitete. Erst dann lernte sie ihren späteren Ehemann kennen.

        Ich kannte auch nur die Version, dass sie in jungen Jahren ihr Kind weggegeben hatte.
        Nachdem ich nun etwas ausführlicher darüber gelesen habe, hat sich meine Sichtweise stark gewandelt. Wie schrecklich muss es für sie gewesen sein. Hast du jemals den „Brief an ihren Sohn“ gelesen? So voller Liebe, Sehnsucht, Gefühl. Und dann dieses Wesen in die Arme einer anderen Frau legen müssen..
        Unvorstellbar für uns heutzutage, für die damalige Zeit jedoch ein ganz normales Procedere.

        Ich bin kein fanatischer Lindgren-Fan, Pippi nervt mich und manche Geschichten finde ich einfach echt langweilig.
        Aber diese Umstände der ersten Jahre als junge Mutter haben mich tief berührt und sehr dankbar gemacht, erst heutzutage ledige, junge Mutter geworden zu sein.

        Liebe Grüße,
        Anne

  • Reply Elena 10. November 2016 at 1:00

    Da möchte ich noch hinzufügen, dass Astrid Lindgren nicht nur tolle Welt, Friede, Freude, Eierkuchen und „We are the World“ in ihren Pipi Langstrumpf geschichten gelebt hat. Auch dort findet man Rassismen, die erheblich und maßgeblich Schaden! Ich finde, das gehört dazu, wenn eine Person so hoch gelobt wird. Und ja, auch, wenn das zu ihrer Zeit noch anders war, andere Weltsicht und blaablaablaa. Das macht es nicht besser.
    Darum gehts: Pipi im Takatukaland. Der Vater ist in diesem Land mit Schwarzen Menschen. Er ist dort der König. Pipi sagt, er sei der N*-König. ich will nicht die ernidrigende rassistische(!!) Bezeichnung für Schwarze Menschen reproduzieren. Da finde ich nichts wertvolles. Nur wertvolles für weiße. Und das an sich, dass es nur wertvolles für weiße gibt ist problematisch. Pipi sagt, die N* würden den ganzen Tag lügen und seien dumm. Ganz klar rassistisch. Der Vater ist der König in diesem fremden Land. Heißt also, er hat es – gewaltvoll oder nicht, keine Ahnung – besetzt und regiert jetzt über die Schwarzen. Ganz klar Kolonialismus, also auch Rassistisch. Schweden war auch stark dabei beim kolonisieren von Ländern im Globalen Süden. Und obwohl es nicht genug wäre, ist der Vater auch noch N*-König. Na toll. Wenn ich da auch noch sagen müsste, warum rassistisch, weiß ich auch nicht weiter. Ich weiß, das kommt „nur“ in dem einen Buch vor. Ich will das nicht in Zahlen denken, denn ein Mal ist schon zu viel und lässt mich Lindgrens Einstellungen nochmal überdenken sowie die Friedensnobelpreisauszeichnung überdenken (ich bin sowieso gegen Personenkult). Beziehungsweise ich denke darüber nach, was ich gut fand und beleucte es kritisch. Bisher war es immer mit bitterem Beigeschmack, wenn ich an die Kinder of Color denke, die sowas lesen. Das kann zu Traumata führen, das kann zu Unwohlsein in der eigenen Haut führen.
    Und dennoch bedanke ich mich für den Artikel. Schön geschrieben – besonders Punkt 10 ist wichtig. Intersektionalität ist auch wichtig. 😉
    PS: Ich hoffe, ich werde nicht als Troll gesehen. Ich möchte gerne meinen Senf dazugeben können, den ich absolut konstruktiv meine und zum Nachdenken anregen soll – und eine Priese provozieren 🙂

  • Reply Andrea 23. Januar 2017 at 22:47

    Liebe Anna,
    Voll cool, dass Du mir von Deinem Blog erzählt hast. Überhaupt cool, dass wir uns nach dieser Ewigkeit wieder gesehen haben. Einen besseren Artikel als diesen hätte ich gar nicht als Einstieg lesen können. Habe viele Wahrheiten darin erkannt. Nicht nur für Erziehungsfragen (von Kindern) sogar auch für den ganz normalen Umgang von Erwachsenen miteinander. 🙂
    Freue mich schon, bei Gelegenheit weiterzulesen.

  • Reply Susanne Bregenzer 26. Januar 2018 at 10:56

    Hallo Anna!
    ein sehr schöner Text! ich bin ein bisschen neidisch: du bist mir zuvor gekommen:-) ich wollte gerade einen Blog darüber schreiben, warum Pippi Langstrumpf eigentlich ein Erziehungsratgeber ist!! ich werde es trotzdem tun, einfach, weil es so eine geniale Geschichte ist. Im Übrigen hat die liebe Astrid Pippi für sich selbst geschrieben, nicht unbedingt für Kinder. Sie wollte selbst Freude an Pippi haben und deshalb gibt es ihre Geschichten. Auch, wenn ihre Tochter der Figur ihren Namen gegeben hat!

    Ich bin schon immer ein großer Astrid Lindgren Fan, obwohl ich in letzter Zeit manchmal schlucken musste. Einige Kurzgeschichten gehen so locker mit dem Tod um, das schaffe ich nicht und meine Kinder auch nicht. In einer der Kurzgeschichten hat mein Mann die kleine Schwester des Protagonisten grade noch auf eine Erholungsreise geschickt, weil sie eigentlich nämlich einfach mal eben an einem Husten gestorben ist…. Das war bestimmt früher so: aber doch etwas erschreckend für meine Jungs, da mein Mittlerer Allergien hat und viel gehustet hat.

    Danke für deinen tollen Text und ich freu mich, weiter auf deiner Seite zu stöbern!

    liebe Grüße
    Susanne Bregenzer

    • Reply Tobi 12. Dezember 2023 at 12:55

      Ja da hast du nicht ganz unrecht. Allerdings war es damals halt so, dieses Wort war noch nicht so verpönt, wie heute. Ich habe vor kurzem meine alten Kinder Kassetten für meinen Sohn raus gekramt und ich war erschrocken, als ich zehn kleine N****lein hörte. Und das als Kinderlied. Ich bin jetzt 35. Also ich denke, dass kann man Frau Lindgren nicht ankreiden. Es war normaler Sprachgebrauch.

      LG Tobi

  • Reply Marta 2. Dezember 2018 at 14:44

    Hallo Anna, danke für diesen schönen Text mit wunderbaren Fotos! Ich lebe in Tschechien, wo ganz normal und total üblich ist, „erzieherisch“ Kinder zu prügeln, fast täglich kann man hier die gewaltigen, respektlosen, „erzieherischen“ Szenen auf der Strasse sehen 🙁 Ich selbst habe zwei Kinder und schreibe jetzt eine Diplomaarbeit über Astrid Lindgren und die Erziehung ohne Strafen. Beim Schreiben (oder eher beim Lesen A.Lindgrens Bücher) heile ich mich mein eigenes Trauma (ich wurde von meinen Eltern oft körperlich bestraft), und vielleicht gelingt es mir die Idee der gewaltlosen Erzieherung in meine Umgebung zu verbreiten! Ich hoffe an gesetzliche Verordnung der gewaltfreien Behandlung mit den Kindern aber in dieser Hinsicht hat Tschechien noch eine lange Strecke vor sich… Liebe Grüsse aus Brno!

  • Reply Yvonne George 20. November 2020 at 11:31

    OMG ich liebe Astrid Lindgren so sehr!

    Sie ist eine wahre Heldin der Kinderherzen für Große und Kleine.
    Ich wünsche mir, dass wir alle ein bisschen so sind wie Astrid 🙂

    Vielleicht dürfen wir uns viel öfter die Frage stellen: „Wie fühlt es sich an, du zu sein?“

    Einfach mal mehr aus Sicht des Kindes die Welt sehen und begleiten statt „erziehen“.
    Ein Pflänzchen wächst immerhin nicht schneller, indem man an ihm zieht.

    Es braucht einfach nur nährenden Boden, Sonnenschein und Liebe. <3

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